Warum fahre ich mit dem Fahrrad durch Europa und nenne das „politisch“?

Meine Idee ist ganz einfach. Europa geht es gerade schlecht und alle wollen gerade Grenzen dicht machen. Ich will lediglich zeigen und ein Zeichen setzen, dass Schengen bitte bleiben soll und die Grenzen in Europa offen. Denn Schengen ist schon allein aus sportlicher Hinsicht wichtig. Oder wollen wir alle fette Europäer werden und im eigenen Saft schmoren?

Nein, das wollen wir nicht. Wir wollen ein geiles, schlankes Europa. Deshalb müssen die Grenzen offen bleiben und hier Flüchtlinge integriert werden. Man kann auch zweifeln, man soll auch zweifeln (ich mag den philosophischen Zweifel), dass alles so klappt. Es klappt vieles nicht. Doch der argumentative Zweifel ist ein anderer als der psychologisch-mitleidsgetriebene Selbstzweifel. Ich will den philosophischen Zweifel, aber nicht den Selbstzweifel.

Selbstbewusstsein ist die entscheidende Kategorie in der Politik. Das wissen viele nicht. Man muss aber genau Selbstbewusstsein stärken und den Leuten in den Arsch treten (und sich selbst). Doch in den Arsch treten funktioniert nicht mit Einigeln, mit neuen Grenzen, damit dass man Schengen aussetzt. Das ist der Weg in die „European Angst“ (gut dass man in Deutschland vielleicht diesmal etwas weniger Angst hatte).

Genau das will ich sagen, wenn ich mit dem Fahrrad (jeden Tag 100 Kilometer) durch Europa fahre: Du schaffst das, Europa, alte Schachtel! Steck den Kopf nicht in den Sand! Wahrscheinlich bewirkt das überhaupt gar nichts – aber es ist eine wunderbare Suggestion. Und an dieser Suggestion fehlt es uns einfach. Die Suggestion, dass alles irgendwie gut wird, dass es eine Zukunft gibt, an die man glauben kann. Ich kenne so eine Zukunft.