7. & 8. Stadt, Land, Krise

Als ich von St. Genix runter bin nach Valence und auch später sah man es in der Provence etwas: Man merkt man schon sehr deutlich den ländlichen Verfall. Inklusive den vergilbten Le-Pen-Postern. Es ist nicht schwer zu sehen, dass dieser Verfall mitverantwortlich ist für den Aufstieg von Rechtsradikalen Parteien. Die Linken haben halt auch versagt. Es ist klar, dass die Rechten auch überhaupt keine Idee haben, wie es besser wird. Wenn man alle Immigranten aus dem Land wirft, hat ja kein einziger „Einheimischer“ einen Cent mehr verdient.

Das Problem ist nicht einfach ein ökonomisches, das man mit staatlichen Eingriffen in die rurale Wirtschaft lösen kann. Vielleicht ein bisschen. Aber es geht vielmehr um ein massenpsychologisches Problem. D.h., wie schafft man es, dass die digitale Aufbruchsstimmung (oder sonstige Aufbruchsstimmungen) nicht nur der Mittelschicht vorbehalten ist? Oder einfacher: Was wollen die auf dem Land oder in den Außenbezirken der Stadt? Was ist deren Interesse, deren Wunsch? Sonst hören sie halt EU und machen naiverweise die für alles verantwortlich etc.

In den normalen sozialdemokratischen Parteien wird so etwas auf höchster Ebene nicht diskutiert. Wenn das aber so bleibt, glaube ich, werden die rechtspopulistischen Stimmenzuwächse sich noch steigern oder zumindest stabilisieren. Das sieht dann halt dunkel aus für Europa.

Ach ja, und ich bin noch einen Berg hoch, den Col du Banchet, nach St. Genix in der Haute-Savoie. Später ging es nur noch bergab. Auf der Etappe nach Avignon war es eher flach, manchmal schön mit der Rhône. Vor allem aber änderte sich das Klima krass und es wurde drückend heiß. Heiß. Heiß. Heiß!

St.-Genix-sur-Guiers – Valence 110km
Valence – Avignon 129km