34., 35., 36. & 37. Osteuropa und so

Osteuropa wird oft vergessen, wenn man an Europa denkt. Viele in meinem Land kennen es auch zu schlecht. Das liegt natürlich auch daran, dass es mal Ostblock war. Man geht halt traditionell doch eher nach Frankreich, Italien oder Spanien in den Urlaub. Der eiserne Vorhang existiert also noch in den Köpfen.

Ich versuche einen gewissen kulturellen Austausch z.B. dadurch, dass ich auf der 32. Etappe bei einem Lehrer übernachtet habe, der ca. 30 Jahre später in dem Ort geboren ist, in dem auch meine Oma geboren wurde. Nur einmal war der Ort eben deutsch und ist nach 1945 polnisch geworden. Es macht keinen Sinn über Grenzverschiebungen zu debattieren. Die Polen haben z.B. auch Gebiet in ihrem damaligen Osten verloren, das heute zur Ukraine oder Litauen gehört. Es ist jetzt so wie es ist. Aber was interessant und wichtig ist, die gemeinsamen Fakten zusammenzutragen und aufzuarbeiten. Der polnische Lehrer hat ein Buch über den kleinen Ort (nicht weit von Zielona Gora, früher Grünberg, weg) geschrieben. Ich konnte ihm schon vor vier Jahren mit Informationen über meine Familie etwas helfen. Er hat mir die Kirchenbücher mit Geburtseinträgen meiner Familie gezeigt. Jetzt habe ich ihn wieder besucht.

Ein anderer Gedanke: Schlesien war früher ein multikulturelles Gebiet. Es lebten in vielen Dörfern Polen und Deutsche. Dann gab es einen Dialekt – Schlesisch – der aus deutschen, polnischen und tschechischen Elementen bestand. Die Nazis verachteten diesen Dialekt. Irgendwann in der Geschichte musste man sich entscheiden, ob man Pole oder Deutscher war. Das kann eine komische Entscheidung sein, wenn man sich in einem Gebiet zu Hause fühlt, dass eben beide Elemente beheimatet. Man zerstört durch eine solche Entscheidung also Heimat. Das Nationalistische ist hier der Heimat entgegengesetzt. Und da der Begriff Heimat und Kultur immer unbestimmt sein muss (lest den spätem Wittgenstein, dann versteht ihr vielleicht, was ich meine) und unscharfe Grenzen hat, steht er im Gegensatz zum willkürlich Grenzen festsetzenden Nationalismus. Vor dem gleichen Problem stehen z.B. in Deutschland türkische Familien oder vielleicht auch bald wieder britisch-europäische Mischehen (Smilie).

Übrigens: In Tschechien wird es wieder bergig und Brno ist sehr schön! Es gibt dort auch Bier.

Leszno – Wroclaw 103 Km
Wroclaw – Klodzko 108 Km
Klodzko – Moravská Třebová 102 Km
Moravská Třebová – Brno – Vojkovice 96 Km

4 Kommentare

  1. Nico Nico
    8. August 2016    

    Das ist ja der Knüller! Du hast in der Geburtsstadt von meinem Opa übernachtet, ohne das ich dir das erzählt habe. Mein Opa kommt aus Moravska Trebova (Maehres Truebau). Da bin ich vor 2 Monaten auch mit dem Rad gefahren 😁!

    • Markus E. Vogt Markus E. Vogt
      8. August 2016    

      Ach cool, lustig,ich hab Videoaufnahmen gemacht mit der Gopro. Hat einen schönen Marktplatz. Das lag halt ganz gut auf dem Weg von Berlin nach Wien..

  2. Ina West Ina West
    8. August 2016    

    Ach ne. 😀
    Du hast dem Nico einen Gefallen getan, deine eigene Geschichte erforscht und dazu wieder den „alten bekannten“ Lehrer besucht. Ich hoffe, du hattest eine großartige Zeit. Sehr guter Beitrag! 3 Daumen hoch!

  3. ridi ridi
    9. August 2016    

    Ist ja ein Ding, wie witzig und was für Zufälle es gibt☺