Meine These ist ja, dass der Brexit der absolute Tiefpunkt der europäischen Integration war. Kurz nach dem Referendum habe ich meine Tour begonnen und jetzt geht es mit Europa wieder aufwärts. Ich hoffe, dass meine Tour den Umschwung bringt. Wenn nur die Rechtspopulisten sich selbst überschätzen, dann werden sie gewinnen. Den Linksliberalen fehlt dieses Selbstbewusstsein. Sie sind zu wenig aggressiv. Doch in der Politik muss man auf Sieg setzen – und jeder Sieg gegen TTIP, gegen einen Hofer, für Podemos, für Syriza, für DIEM, von mir aus für die deutsche linke Partei ist ein Grund zur Freude oder zumindest zum Aufatmen.
Ich wohne gerade in Monthey, eine wunderbare Stadt, die nicht weit vom Genfer See liegt. Meine Gastgeberin überlegt sogar, ob es sinnvoll wäre, wenn die Schweiz auch in die EU kommt. Es gibt also Hoffnung. Übrigens ist Monthey schon deshalb sehr gut, weil es Partnerstadt von Tübingen ist und von Bergen umgeben ist. Es gibt dort einen Tübingen-Platz, der für die deutsch-französisch-schweizerische Freundschaft steht (Merke: französischsprachige Schweizer sind keine Franzosen!).
Ja, und die Berge. Ich hasse Gegenwind und diese leichten Aufstiege, die sich ewig ziehen. Aber ich liebe harte Aufstiege und Abstiege. Ich habe mich richtig darauf gefreut. Den oberen Hauenstein habe ich z.B. überwunden. Wahrscheinlich bin ich halt ein Mensch der Revolution (des Siegens und Scheiterns), aber keiner für die Verwaltung. Nicht alles muss man können.
Ich warte also. So wie Lenin würde ich am liebsten in der Schweiz warten, aber nicht in Zürich, sondern am Genfer See. Wenn irgendjemand mitmachen will, dann will ich kämpfen gegen das Europa der großen Koalition und noch mehr gegen das der Rechten. Dafür muss es aber ein anderes Narrativ geben. Vielleicht eines der Plattform-Genossenschaften und ein neues Selbstbewusstsein derjenigen, die wenig Kohle haben. Vielleicht könnte das Plattform-Kapitalismus-Prekeriat hier eine Rolle spielen. Also, Mikro-Unternehmer, die sagen, dass unsere Anteile durch Arbeit nicht an der Börse verjubelt werden. Oder Steuerzahler und Nicht-Steuerzahler, die Steuern zahlen wollen gegen Reiche, die ihr Geld offshore parken. We want our money back!
Das jetzige Narrativ: Flüchtlinge gegen Einheimische ist Schrott. Es kann nicht argumentativ gelöst werden, sondern es muss zurückgewiesen werden. Es gibt keinen Kampf von Einheimischen gegen Flüchtlinge (außer ein paar Idioten), sondern nur die Frage, wie man Ressourcen gerecht verteilt! Und dabei ist man im Herz der Frage, was für eine Wirtschaft wir wollen.
Oder um es so zu sagen: Die Weicheier (Rechte z.B.) kümmern sich um kulturelle Konflikte, die es immer mal geben wird, während die Harteier sich die Frage nach den ökonomischen, ökologischen und sozialen Ressourcen stellen. Oder sollen wir jetzt darüber wegen der „Flüchtlingskrise“ nicht mehr diskutieren? Wir müssen erst recht darüber diskutieren!
3. Rheinfelden – Bern (Köniz) – 104km
4. Bern (Köniz) – Monthey – 131km